Etappe 5: Stuben am Arlberg nach Flirsch

Weg Flirsch

Ab sofort bin ich Tiroler! Also zumindest für die kommenden zwei Wochen. Der erste Meilenstein, den ich mir persönlich gesetzt habe, zumindest ein Bundesland komplett zu durchwandern, ist geschafft. Das war heute ein wunderbarer, schon fast sentimentaler, Moment am Arlberg – einen ähnlichen Stellenwert hat z.B. die Fahrt in einer extrem überfüllten U6, wenn endlich die eigene Station kommt, oder Menschen zu sehen, die einen schlauen Spruch am Fuß tätowiert haben, z.B. Carpe diem oder Livin’ la vida loca. Spaß beiseite und mal alles schön der Reihe nach.

Ich bin ja eigentlich ein semi-begeisterter Frühaufsteher, alles vor sieben ist ganz schlimm, alles vor acht schlimm, alles vor neun noch irgendwie ok. Aber heute bin ich in unserer Almhütte (siehe Etappe 4) schon um 6.50 Uhr aufgewacht und vor allem aufgestanden. Die Motivation über den Arlberg zu kraxeln war zu groß. Nach einem herrlichen Frühstück im Hotel Arlberg Stuben, setzten ich und mein Begleiter Danny die ersten Schritte am österreichischen Jakobsweg. Allerdings in entgegengesetzter Richtung, immer weiter weg vom Domizil der Jakobspilger, Santiago de Compostela, hin zu meinem Ziel, nach Wien. Gleich zu Beginn ging es steil bergauf in Richtung Arlbergpass, nach ca. einer Stunde und etlichen Höhenmetern, erreichten wir die Landesgrenze zwischen Vorarlberg und Tirol. Ein schöner Moment, schließlich war nicht nur das erste von sechs Bundesländern durchquert, auch der höchste Punkt der Wanderei war erreicht.

Vorarlberg
Vorarlberg ist geschafft, ab nach Tirol!

Wir gönnten uns eine verfrühte Mittagspause beim wunderbaren Maiensee, auf rund 1850 Metern. Was dabei neu war: wir begegneten auf dem Weg vom Arlbergpass dorthin bereits einigen Pilgern und Wanderern. Die letzten Tage im Bregenzerwald waren ich und meine Begleiter eigentlich immer die einzigen Menschen weit und breit, nun trifft man auf einmal auf ähnlich gesinnte, schön! So lernten wir schnell Rosanna aus der Schweiz kennen, die von ihrer Heimat zu Fuß nach Jerusalem geht, sechs Monate hat sie dafür eingeplant, in Summe ist sie schon sechzehnmal gepilgert. „Jeder geht hier seinen inneren Weg, man lernt so viel über sich selbst“, sagte sie zu mir. Wie recht sie hat, wie wunderbar befreiend, zum Nachdenken anregend das Gehen doch ist! Eine bewundernswerte Frau, Rosanna aus der Schweiz, ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg.

Immer weiter runter vom Arlberg

Fast hätten wir uns verplaudert, doch dichte Wolken am Himmelt erinnerten uns daran, dass es heute noch ganz schön weit runtergeht und wir hier besser nicht in ein Regenabenteuer geraten sollten. Wir begannen mit dem Abstieg, der uns durch duftende Zirbenwälder und die Rosanna-Schlucht auf einem spektakulären Weg nach St. Anton am Arlberg brachte.

Rosanna Schlucht St Anton
Enge, verschlungene Wege führen durch die Rosanna-Schlucht nach St. Anton

Das Wetter klarte wieder auf und im Skieldorado St. Anton stattete ich der örtlichen Apotheke einen Besuch ab. „Liebe Leute, ich gehe zu Fuß nach Wien, packen Sie alles ein, was ich brauche“, so in etwa hätte ich mir mein Apothekenshopping vorgestellt. Die Angestellten waren an meiner Story aber wirklich Nüsse interessiert, meinten nur: „Blasenpflaster sind da hinten und Magnesiumtabletten sind links hinter dem Marcel Hirscher Aufsteller.“ Nun gut, ich stellte mir selbst ein neues Versorgungspakte zusammen, Vorarlberg hat davon nämlich schon einiges verschlungen.

Die Wege von meinem treuen Vorarlberg-Begleiter Danny und mir trennten sich anschließend, ich machte meine ersten Kilometer alleine. Das war fast schon ungewohnt, aber tat auch richtig gut. So kann man sich noch wesentlich intensiver auf das Erlebnis des Gehens einlassen. Tut das mal einige Tage hintereinander, ich habe selbst nicht geglaubt, was für eine Erfahrung es ist.

Weg Flirsch
Irgendwo zwischen St. Anton und Flirsch am Arlberg

Nach einem 14 Kilometer Marsch von St. Anton nach Flirsch, erreichte ich meine Unterkunft für heute und morgen. Morgen? Ja, es gibt den ersten Ruhetag auf der Wanderei, morgen halte ich die Füße still und freue mich darauf. Das Hotel Basur ist eine urige Tiroler Unterkunft direkt neben der örtlichen Kirche, die Glocken schlagen gerade zur vollen Stunde und man könnte fast meinen, sie befänden sich in meinem Zimmer. Wenn gerade nicht geläutet wird, ist es aber ein durchaus charmantes Hotel mit sehr gutem Abendessen, Kellnern in Tracht und Volksmusikern, die ihre abendliche Show in der Eingangshalle abliefern. Einen Spa-Bereich gibt es auch, den werde ich morgen erkunden.

Fazit: Viele Höhenmeter, der höchste Punkt der Wanderei und tolle Begegnungen mit Pilgern. Was will das Wanderherz mehr? Zum Schluss war’s schon etwas lang, 27 Kilometer waren es heute in Summe, vor allem mit den vielen, vielen Auf- und Abstiegen für die Füße anstrengend.

Übermorgen geht es die letzten Kilometer vom Arlberg runter ins Inntal nach Zams, der ersten „größeren“ Stadt nach Bregenz. Ich bin schon gespannt, wie es mir im Flachen und vor allem auf vielen Asphaltkilometern geht, bisher bin ich eher ein Auf und Ab über Stock und Stein gewöhnt. Aber dazwischen liegt jetzt einmal ein Ruhetag.

Blasencounter: 8
Schnitzelcounter: 1 (fast 2, heute Abend gab es keines mehr)
Kilometercounter: 119
Spenden: 595€ für die St. Anna Kinderkrebsforschung erlaufen

Übrigens findet ihr hier alle Blogartikel gesammelt. 

Jetzt teilen

Diese Todos könnten dich auf 1000things.at interessieren

Bewegungsberg Golm

Bewegungsberg Golm

Das Eldorado für Adrenalin-Junkies: Am Bewegungsberg Golm bekommt ihr von Flying Fox über den Alpine Coaster bis zum Waldrutschenpark die komplette Abenteuer-Dröhnung.

auf 1000things.at lesen
Erlebnisberg Pfänder

Erlebnisberg Pfänder

Am Erlebnisberg Pfänder grüßt nicht nur das Murmeltier, sondern allerhand alpine Waldbewohner des Wildparks. Außerdem könnt ihr auf idyllischen Wanderwegen den herrlichen Ausblick auf den Bodensee genießen. Ein Träumchen!

auf 1000things.at lesen