Was ich bisher gelernt habe und wie es weitergeht

Steg Nordkette Wanderei

Das erste Drittel der Wanderei ist vorbei und ich hatte die letzten drei Tage in Innsbruck wunderbar Zeit, Energie aufzutanken, meinem Körper und den Füßen etwas Ruhe zu gönnen, sowie mit alten Bekannten hier nette Abende zu verbringen. Doch nicht nur zum Kontakte pflegen war die Zeit gut, ich konnte auch Revue passieren lassen, was die Wanderei bisher mit mir gemacht hat. Dabei bin ich vor allem auf drei Punkte gekommen.

1. Man muss nicht auf jeder Hochzeit tanzen

Wenn ich die Instagramstories meiner Freunde in Wien so anschaue und sehe, was sie treiben, dann denke ich natürlich darüber nach, wie es wäre, den Sommer in Wien zu verbringen. Morgen bei einem guten Spritzer das WM-Eröffnungsspiel zu schauen, auf einen Open-Air Rave zu gehen oder an der Alten Donau zu chillen. Vergangene Woche hat es so gewirkt, als wäre ich die einzige Person Wiens, die NICHT am Lighthouse-Festival war. Trotzdem habe ich null das Gefühl etwas zu verpassen, ich bin zu 100% bei mir und glücklich hier zu sein. Klar wäre ich gerne bei meinen Liebsten, aber wenn ich eine Lektion gelernt habe, dann die, dass man keinesfalls auf jeder Hochzeit tanzen kann und muss. Es tut manchmal wahnsinnig gut, eben nicht mit von der Partie zu sein, oder Einladungen abzulehnen. In Vergangenheit hatte ich oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich irgendwo nicht dabei war, manchmal habe ich sogar einen Vorwand vorgeschoben: Migräne. Eine andere Verabredung. So viel zu tun. Ich möchte das nicht mehr. Es ist wichtig ganz ehrlich zu sagen, dass man manchmal einfach etwas Zeit für sich benötigt. Oder wandern ist. Ganz ohne Ausreden. Also liebe Open-Air Partys, ihr habt mich dann vielleicht ab Mitte Juli wieder!

2. Das langsame Reisen ist genial

Ich habe schon jede Menge Erfahrung beim Backpacken gesammelt, Südostasien, Interrail, Balkan, Sri Lanka, Israel, … – die Freiheit, die man dort genießt ist schon etwas ganz Besonderes für sich. Trotzdem geht es oft darum, schnell von Ort zu Ort zu kommen, also rein in den nächsten Bus und weiter. Unterwegs zwischen den einzelnen Stops nimmt man wenig wahr. Das ist bei der Wanderei ganz anders. Ich kann jede Sekunde stehenbleiben, der Natur lauschen, die Rehe am Feld beobachten oder das einzigartige Panorama genießen. Keiner, außer mir selbst, stresst beim Weiterkommen. Ich lerne, Momente wesentlich intensiver zu leben und was es heißt, aus eigener Kraft weiterzukommen. Im hektischen Wiener Alltag nehme ich das oft viel zu wenig wahr.

3. Die Hilfsbereitschaft und Teilnahme von euch ist unglaublich

Selbstverständlich hatte ich Erwartungen vor der Wanderei, ich wollte viele Menschen damit erreichen. Was passiert, übertrifft aber jeden Tag wieder alles, was ich mir vorgestellt habe. Wie viele von euch schon geschrieben haben, dass ich sie angeregt habe, ebenfalls eine größere oder kleinere Tour zu starten. Es ist wirklich schön, wenn die Wanderei zur eigenen Aktivität inspiriert. Oft bekomme ich auch die Frage, ob man mich noch irgendwie unterstützen kann, sei es mit Übernachtungen, Essen oder dem Mitwandern. Eine Gastfamilie, die mich beherbergen will, hat mich mit Liebe schon jetzt fast überschüttet: „Magst du lieber Schnitzel, Fleischknödel oder Schweinsbraten, die Oma muss wissen, was sie kocht!“ Darüber hinaus wollen ganz viele wissen, wie sie etwas zu meinem Spendenprojekt für die St. Anna Kinderkrebsforschung beitragen könnt.

Es ist unglaublich, was für einen Zusammenhalt die Wanderei auslöst. Stellt euch vor, wir würden es schaffen, das kleine Projekt der Wanderei auf unsere ganze Gesellschaft umzulegen. Mit der gleichen Hilfsbereitschaft und dem Zusammenhalt. Wie viele Probleme wir in der gleichen Sekunde los wären.

Schon jetzt durfte in den knapp zwei Wochen ungemein viel lernen, morgen starte ich ins zweite Drittel der Wanderei. Durch das Tiroler Unterland geht es über Wattens, das Zillertal, Wörgl zum Wilden Kaiser und dann weiter nach Salzburg. Am Fuße des Hochkönigs wandere ich dann bis zum steilen Abstieg nach Golling und weiter in die Landeshauptstadt, von dort geht es weiter in mein Heimatbundesland nach Oberösterreich. Am Attersee und in Vöcklabruck, meiner Heimat werde ich mir dann wieder einige Tage der Ruhe gönnen, Mama, ich komme! Soweit ist es aber noch nicht, zuvor stehen zwei spannende Wanderwochen bevor. Ich freue mich.

Hier geht es zur offiziellen Wanderei-Playlist.

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