Heimkommen ist die schönste Sache der Welt, die man durch längere Spaziergänge wie die Wanderei einer ist, so richtig zu schätzen weiß. Etappe Nummer 22 meines österreichweiten Ausflugs war die kürzeste aber gleichzeitig eine der emotionalsten. Zehn Kilometer ging es vom Haus meiner Großeltern in Seewalchen am Attersee bis nach Vöcklabruck. Heim zu mir, heim in den Ort, in dem ich groß geworden bin.
Vor sieben Jahren bin ich nach Wien gezogen, mein Lebensmittelpunkt ist mittlerweile in allen Belangen die kleinere Stadt an der Donau. Das habe ich auch ausgiebigst gelebt, „heimfahren“ war da oft ziemlich uncool. Zusammenpacken, zum Bahnhof fahren, zwei Stunden in den Zug und dann ein langweiliges Wochenende in Oberösterreich? Puuuuh… Es ist nicht selten vorgekommen, dass der Besuch zuhause mehr zur Pflicht als zum Genuss verkommen ist. Daweil war ich in einer so bequemen Lage: zwei Stunden mit dem Zug! Ich bin bei der Wanderei durch Regionen gekommen, in die benötigt man vermutlich das vierfache an Zeit, wenn nicht mehr. Nach 17 Uhr ist da oft Schluss mit öffentlichem Verkehr, zu mir heim nach Vöcklabruck wird die Weststrecke alle zwanzig Minuten bedient. Aber das Wochenende voller Party und Freunden in Wien war trotzdem wesentlich angenehmer und schöner. Teilweise war ich drei, vier Monate nicht zuhause.
Wenn man von der anderen Richtung, also Bregenz, mal eben zu Fuß nachhause kommt, ist das ein ganz anderes Gefühl. Man weiß alles viel mehr zu schätzen. Der Weg, den man gefühlt tausend Mal zuvor gegangen ist, fühlt sich komplett anders an. Voller Vorfreude stiefelt man heim und fällt seinen Liebsten in die Arme. Ich glaube, das letzte Mal, als ich so voller Glück heimgekommen bin, habe ich die Matura bestanden. Das war 2010. Es ist auch unglaublich schön, die Freude meiner Familienmitglieder und Freunde zu spüren. Die Freude darüber, gemeinsam hier zu sein, über das von mir bisher geschaffte und das, was noch bevorsteht. Dann fällt man in sein EIGENES Bett, nach unzähligen Hotelbetten am Weg, harten, weichen und durchgelegenen Matratzen, liegt man tatsächlich in seinem eigenen Bett. Und das Beste? Man weiß: morgen kann ich ausschlafen! So oft sitze ich gestresst in Wien und nie würde mir in den Sinn kommen, mich mal schnell in den Zug zu setzen und einfach heimzufahren bzw. das, was da zuhause auf mich wartet noch mehr zu schätzen und fühlen zu wissen. Die Wanderei hat mir da etwas die Augen geöffnet: wie wertvoll doch ein Zuhause ist! Vor allem ein Zuhause, das einen spüren lässt, wie gern man hier gesehen ist. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Leute, fahrt öfter heim, nehmt eure Eltern, Omas, Opas und Freunde in den Arm und schätzt die Zeit in eurer Heimat.
Noch kurz zur Etappe selbst: wenn da nicht meine Verbundenheit wäre, hätte die Strecke den Preis der Unspektakulärheit (ja, das Wort gibt es wirklich! Seit, ähm, gerade eben!) verdient. Eigentlich folgt man immer dem Attersee-Radweg, nur eben in die andere Richtung. Von Seewalchen weg ging es über schmale Promillstraßerl (wie sie in Oberösterreich so schön heißen) und Wiesenwege, bis ich am breiten Attersee-Highway landete und neben diesem bis nach Lenzing spazierte. Vorbei an der Lenzing AG, dem größten Arbeitgeber meiner Heimat, erreichte ich anschließend über einen Feldweg Timelkam. In dieser Gemeinde spielte sich eigentlich das gesamte Nachtleben meiner Jugend ab, legendär und berüchtigt das Bermudadreieck Timelkam, das für viele unvergessene und definitiv vergessene Nächte sorgte. Ich ließ die Fortgehmetropole diesmal aber ausnahmsweise schnell zurück und machte mich auf, um die letzten Kilometer bis Vöcklabruck zurückzulegen.
Kurz vor der Bezirkshauptstadt, kam ich auch wieder auf die Spuren des österreichischen Jakobswegs, von dem ich mich ja in Tirol getrennt hatte. Nach nur ca. zwei Gehstunden erreichte ich meine Heimat und gönnte mir ein Bier auf unserem Balkon. So eine kurze Etappe ist ja schon fast ungewohnt, wo bleibt denn da der sportliche Faktor? 😉
Das Pro Beach Battle 2018 / sponsored
Sportlicher als auf meiner Tour von Seewalchen nach Vöcklabruck geht es definitiv beim Pro Beach Battle 2018 im Strandbad Litzlberg zu. Vom 23. – 26. August finden hier nämlich die österreichischen Beachvolleyball-Staatsmeisterschaften statt. Was 2011 noch als kleines Turnier begann, hat sich mittlerweile zum größten nationalen Beachvolleyball-Event gemausert. In der eigenes errichteten Arena finden über 2.500 Besucher Platz. Bei grandiosen Spielen im Turnier und mit Moderator Florian Rudig, den man etwa von der Beachvolleyball WM in Wien kennt, ist man bestens unterhalten. Doch nicht nur der Sandsport steht im Mittelpunkt, es gibt auch ein buntes Rahmenprogramm. So kann man beispielsweise am Eröffnungstag bei den Comedy Hirten mit freiem Eintritt die Lachmuskeln gut trainieren oder am Samstag bei der Ö3 Disco direkt am Attersee feiern.
Das Beste ist aber, dass die Arena direkt am Badeplatz in Litzlberg steht, das heißt man kann zwischen den Spielen in den Attersee springen oder auf der großen Liegewiese chillen. Und das alles bei freiem Eintritt! Mehr Infos findet ihr hier.
Fazit: Die kürzeste aber trotzdem – für mich persönlich – eine der schönsten Etappen von Seewalchen nach Vöcklabruck. Ich genieße nun einige Tage in der Region und werde ganz bestimmt im Attersee plantschen. Am Mittwoch geht’s weiter von hier in das letzte Drittel der Wanderei, in zwei Wochen soll ich doch tatsächlich schon wieder in Wien sein.
Blasencounter: 15
Schnitzelcounter: 3,2
Kilometercounter: 580
Spenden: 2900 € für die St. Anna Kinderkrebsforschung erlaufen