Ich sitze gerade auf der Sonnenterrasse meines Hotels hoch über Schröcken im Bregenzerwald, genieße ein ausgezeichnetes Bier und bin wirklich froh, die heutige Etappe geschafft zu haben. Als ich heute in der Früh aufgestanden bin, dachte ich, meine Füße brechen gleich ab. Aber die beiden Kollegen haben mich bis hier auf über 1500 Meter getragen und sie werden es auch garantiert weiter tun. Über die Anzahl der Blasen sprechen wir an dieser Stelle nicht, ich bin aber noch knapp einstellig unterwegs, soviel sei verraten.
Heute habe ich es endlich durchgezogen und bin früher losgegangen. Um neun Uhr (ja, die Wanderexperten unter euch werden sagen: VIEL ZU SPÄT!!!) war nach einem köstlichen Frühstück Abmarsch von mir und meinem guten Freund Danny beim Hotel Krone in Au. Das Problem: Nach ca. einer Stunde ist uns eine Gin- & Schnapsbrennerei in den Weg gekommen. In Rehmen im Bregenzerwald werden in der Bergbrennerei Löwen Gin, ein wirklich guter unter den zahlreichen Wacholderspirituosen, sowie diverse Schnäpse produziert. Dankenswerterweise haben wir ohne Anmeldung eine exklusive Führung und Verkostung bekommen, nach dieser habe ich die Blasen auch fast gar nicht mehr gespürt, zumindest für die folgende Stunde.
Steckbrief:
Bergbrennerei Löwen
Bergbrennerei Löwen
Köstlicher Gin und diverse Schnäpse aus den Bergen Vorarlbergs
Adresse: Rehmen 87, 6883 Rehmen
Info: Hier wird experimentiert, der erst 22 jährige Brennmeister erzeugt abenteuerliche Ginmischungen, etwa aus Schokolade, Meisterwurz oder Zitrone. Es werden neben dem Shop und der Brennerei auch exklusive Gin-Tastings angeboten, bei denen man allerlei über das Wacholdergetränk lernt und am Ende seinen eigenen Gin kreiert.
weiter zu bergbrennerei-loewen.atEs ging weiter über eine kleinere Erhebung nach Schoppernau, auf circa halbem Weg hielten wir unsere Mittagspause direkt bei der wohl besten Instagramschaukel Vorarlbergs ab, von dieser offenbarte sich ein letzter Blick auf Au und die zweite Etappe. Am anschließendem Stück von Schoppernau bis Schröcken wird das Tal immer enger, zuerst gibt es noch Platz für Wanderweg, die – vor allem sonntags von Motorradfahrern – dichtbefahrene Straße und die Bregenzer Ache. Irgendwann werden Wanderweg und Straße eins, während die Bregenzer Ache unbeeindruckt weiterfließt. Landschaftlich einmalig, gehtechnisch eher weniger optimal. Fünf Kilometer mussten wir auf der schmalen Bregenzerwaldstraße zurücklegen, wurden von diversen – vorwiegend deutschen – Autos und Wohnwagen angehupt und gingen dabei stetig steil bergauf. Das war das wohl mühsamste Stück bisher auf der Wanderei.
Der Weg wechselte mit steigender Talbreite dann – zu unserer Freude – wieder von Betonwüste auf einen Pfad. Vor unserer Ankunft im Hotel mussten wir noch ein sehr schweißtreibendes Stück bergauf zurücklegen, mehrere Kühe stellten sich uns dabei in den Weg. Ich blickte dem Stier 30 Zentimeter neben mir in die Augen, hatte total Angst, der Stier 30 Zentimeter neben mir blickte mir in die Augen und dachte sich: du bist mir total wurscht. Ich bin trotzdem überzeugt, dank Tobias Moretti haben wir überlebt. Die Kuhherde war gebändigt und mit den allerersten Regentropfen der Wanderei, erreichten wir das Hotel Widderstein, auf 1496 Metern hoch über Schröcken gelegen.
Fazit: Recht viel mehr hätten die Füße heute nicht mehr mitgemacht, vor allem die vielen Höhenmeter (über Tausend) haben heute richtig wehgetan, die morgige Etappe nach Stuben am Arlberg verläuft nach einem steilen Anfangsstück relativ eben, übermorgen geht’s schon nach Tirol und dort gibt es den ersten Ruhetag, YES! Eine Wandererin hat heute übrigens den Vogel abgeschossen, als sie mich fragte, „ob man nach Wien zu Fuß länger als eine Woche benötige?“ Also ich für meinen Teil brauche noch sechs Wochen, knapp 830 Kilometer wollen noch gegangen werden.
Blasencounter: 7
Schnitzelcounter: 1
Kilometercounter: 69
Spenden: 345€ für die St. Anna Kinderkrebsforschung erlaufen
Falls es euch interessiert: Meine offizielle Wanderei-Playlist, der ich unterwegs immer lausche, findet ihr ebenfalls am Wanderei-Blog.