Falls euch einmal jemand fragt, wie weit es von Bregenz nach Wien zu Fuß ist: 878,88 Kilometer. Diese Distanz bin ich in den vergangenen 47 Tagen gewandert, gelaufen, geschlendert, teilweise fast gekrochen. Aber ich habe es geschafft, ich habe einmal Österreich von West nach Ost durchquert. Ich durfte dabei wunderbare Begegnungen genießen, hatte die besten Gastgeber der Welt und lernte dieses Land von einer komplett neuen Seite kennen. Dabei bin ich in Regionen gekommen, die mich begeisterten und faszinierten. Regionen, in denen ich noch nie zuvor war. Zeitweise begleiteten mich Bekannte. Zeitweise auch wildfremde Menschen. Egal, in welcher Beziehung man zueinander stand: die Gespräche, die sich beim gemeinsamen Gehen ergaben, waren tiefgründig, bereichernd und spannend. Manchmal lief man zu zweit oder in der Gruppe aber auch lange Zeit schweigend nebeneinander. Jedoch war das kein unangenehmes Schweigen, nein, es war eine gemeinsame Stille, die etwas Wunderschönes an sich hatte, fast meditativ war. Man schaute sich in die Augen und wusste einfach, in diesem Moment des absolut Richtige zu tun.
Viele Etappen bin ich ganz alleine gewesen und konnte dabei die Gelegenheit nützen, mit mir selbst einige Dinge auszumachen. Ein langer Prozess, bei dem man vom Hundertstel ins Tausendstel kommt, der am Ende aber unfassbar selbstreinigend ist und gut tut. Ich habe viel gelernt, über mich selbst, über die Beziehungen zu Menschen, über das Land. Die Wanderei ist nun beendet, doch das Gefühl, dadurch in vielen Belangen einen neuen, positiven Weg eingeschlagen zu haben, bleibt. Ich danke allen, die mich dabei unterstützt haben. Für die St. Anna Kinderkrebsforschung konnte ich übrigens 4.400 Euro erwandern. Und jetzt? Jetzt gehe ich bald auf Urlaub und raste mich aus.
Zuvor muss ich euch aber natürlich noch erzählen, wie die letzte Etappe verlaufen ist. Jaja, das war schon eine höchstemotionale Sache! Aufgeregt war ich gestern in der Früh, na aber Hallo. Gleichzeitig habe ich gar nicht realisiert, dass es am Ende der Etappe Nummer 33 wirklich vorbei mit wandern ist. Gegen halb 10 bin ich gemütlich in Tulln an der Donau losgelaufen. Viele Nachrichten von Freunden und Usern haben mich zuvor erreicht, dass sie mich gerne das letzte Stück begleiten wollen. Tut mir sehr leid, dass ich alle ablehnen musste bzw. teilweise nicht mehr zum Antworten gekommen bin. Mir war es persönlich einfach sehr wichtig, die finale Etappe alleine zu bestreiten. Gedanken zu sortieren, die Wanderei selbst Revue passieren zu lassen. Also wanderte ich los von Tulln an der Donau. Bei stürmischem Wetter und somit viel Rückenwind spazierte ich zu Beginn knapp sieben Kilometer flach bis Königstetten.
Ab hier hatte es die Etappe nochmal so richtig in sich, 600 Höhenmeter quer durch den Wienerwald musste ich überwinden, neben den fast 30 Kilometern in Summe noch eine zusätzliche Herausforderung. Im dichten Wald kämpfte ich mich teilweise über Forststraßen und fast schon verwucherten Wegen bis Scheiblingstein, der letzte niederösterreichische Ort, den ich durchwandern sollte. Kurz danach legte ich meine Mittagspause ein, aus Mangel an Bänken zum hinsetzen mitten am Weg. Angelehnt an meinen treuesten Begleitern, meinem 13 Kilo schweren Rucksack, genoss ich meine Jause. Nun war es wirklich nicht mehr weit bis Wien, über flache Waldwege durchquerte ich den Wienerwald. Fast hätte ich noch einmal das Kunststück geschafft und mich verlaufen. Gott sei Dank realisierte ich meinen Irrtum noch rechtzeitig und musste keine weiteren Extrameilen einlegen. Etwas unterhalb der Sophienalpe passierte es schließlich, ich trat aus dem Wald und – ganz unerwartet – hatte ich einen freien Blick auf die schönste Stadt der Welt. Ich kann euch das Gefühl nicht beschreiben, irgendwas zwischen Matura geschafft und geboren werden. Ohne Spaß, mir kamen das erste Mal seit Ewigkeiten die Tränen. Ich setzte mich auf einen Baumstumpf und schaute für einige Zeit nur auf die Stadt vor mir. Was für ein Moment!
Nun musste ich aber wirklich weiter, wollte unbedingt möglichst schnell zu mir nachhause in den 18. Bezirk. Auch ein finaler Regenguss (war das Freude oder Trauer, dass ich wieder da bin, lieber Himmel?) konnte mich nicht aufhalten. Über den Schafberg erklomm ich einen letzten Anstieg, vorbei am Freibad, das ich sonst im Sommer so gerne besuche gelangte ich auf die letzten zwei Kilometer hinab nach Wien Währing. Ich passierte meine übliche Straßenbahnstation, den Supermarkt meines Vertrauens und bog ein letztes Mal um die Ecke. Und da standen sie. Unerwartet. Meine Freunde und Kollegen, ohne die das Projekt niemals möglich gewesen wäre. Für den Zieleinlauf spannten sie ein Band, wie man es normal von Marathons oder Kreisverkehrseröffnungen aus Niederösterreich kennt. Unter Konfettiregen erreichte ich das Ziel. Mein Freund Danny wartete bereits mit seiner mobilen Bar und diversen kühlen Getränken. Es war der Start in einen langen, wahnsinnig lustigen Abend. Ganz realisiert, dass ich wieder hier bin, in der Stadt, die ich so liebe, habe ich noch immer nicht. Vielleicht wird das ja in den nächsten Tagen noch.
Urlaub in den Wanderei-Regionen gewünscht? / sponsored
Tja, nicht nur ich werde mir in Kürze einen ausgedehnten Urlaub gönnen, auch ihr könnt und solltet das jetzt tun! Mit meinen lieben Freunden von Manner, die mich während der Wanderei immer wieder mit Köstlichkeiten aus der Wiener Heimat versorgten, wird der Urlaubstraum hoffentlich Wirklichkeit. Bei den Rosa Glücksaussichten könnt ihr den ganzen Sommer über Reisen in ganz Österreich gewinnen. Darunter z.B. nach Wien, zum Hochkönig oder ins Alpbachtal. Also alles Regionen, die ich durchwandert bin oder in denen ich schlußendlich gelandet bin! Und ja, glaubt mir, es ist wirklich schön dort.
Insgesamt werden 28 Urlaube für bis zu vier Personen verlost. Was müsst ihr dafür tun? Alle drei Wochen wird auf der Mannerseite eine neue Schätzfrage zu einer der teilnehmenden Regionen gestellt. Dabei habt ihr immer die Chance auf einen Urlaub, ihr müsst einfach die Frage beantworten. Aktuell wird eine Reise an den Klopeiner See in Kärnten verlost.
Für mich war es das jetzt vorerst mit wandern! Ich bedanke mich aus ganzem Herzen für euer grandioses Interesse an der Wanderei. Es war mir eine große Ehre, euch das Land näher vorzustellen. Ich hoffe, euch mit manchen Dingen inspiriert zu haben. Bussi, Baba!
Hier noch alle Highlights der letzten Woche:
Hier könnt ihr alle Tagebucheinträge nachlesen und im Wanderei-Archiv stöbern.